Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Heimatkunde für die Schulen Osnabrücks - S. 56

1915 - Osnabrück : Pillmeyer
— 56 — schädigung verlangten, baute man Klärteiche, in denen das Wasser sich reinigen sollte, bevor es in die Hase floß. Die Wassermassen wurden aber immer größer, daher mußte man schließlich den Betrieb einstellen und das Bergwerk verlassen. Wie die Steinkohle in die Erde hineingekommen ist, das hat keines Menschen Auge gesehen. Es ist gewiß schon sehr lange her. Man oermutet, daß dort, wo heute der Piesberg steht, einst ein gewaltiges Moor mit riesi- gen Wäldern gewesen ist, welches dann durch Wasserfluten mit Sand und Schlamm zugedeckt wurde. Man findet nämlich in der Kohle Abdrücke und Reste von allerlei Pflanzen. (Museum.) Woher unsere Pflastersteine kommen. Schon von weitem er- kennt man am Südabhange die stufenartig übereinanderliegenden Stein- brüche. Da wird der harte Kohlesandstein gebrochen. Maschinen treiben Bohrlöcher in die Felswände, die mit Schießbaumwolle gefüllt werden. Bei der Entzündung brechen dann unter gewaltigem Getöse die harten Felsen in Trümmer zusammen. Arbeiter eilen herbei und füllen die Wagen, die dann an einem Drahtseil den Bremsberg hinunterrollen zur Halle, wo Steinhauer die viereckigen Pflastersteine herstellen, welche die meisten Straßen unserer Stadt bedecken. Die kleineren Gesteinstrümmer werden gemahlen, mit Zement vermengt und zu einem Kunstsandstein, Durilit, gepreßt. Aus Durilit macht man Rohre, Stufen, Fensterbänke, Kanten- steine u. a. m. Das Gebäude der Handelskammer in Osnabrück ist aus Durilit gebaut. Pflastersteine und Durilit werden weit verschickt, sogar bis ans Meer. Bald wird man auf dem Kanal billiger und besser verladen und ver- senden können. Am Piesberge werden über 2000 Arbeiter beschäftigt - viele sind aus Italien und anderen fremden Ländern. Aufgaben: 1. Miß auf der Landkarte a) die Entfernung vom Penterknapp bis zum Huntetal, b) von Osnabrück nach Essen, e) von der Huntequelle bis zum Dümmer! 2. Welche Berge im Wiehengebirge und den daneben liegenden Höhen sind genannt worden? 3. Berechne nach dem Fahrplan Fahrzeiten und Fahrpreise nach den einzelnen Stationen der Bahn Osnabrück-Bohmte! 4. Zeichne die Haupt- züge des Wiehengebirges, die Bäche und Flüsse desselben! Regierungsbezirk Osnabrück. Der Zweigkanal. Aufgabe: Beobachte das Leben im Hafen, wie ein Schiff durchgeschleust wird k Osnabrück ist neuerdings eine Hafenstadt geworden. Zwischen Ger- trudenberg und Westerberg ist in den letzten Iahren ein Hafen gebaut, der

2. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 157

1858 - Osnabrück : Rackhorst
157 die Hopfen von Spalt in Bayern und Saaz in Böhmen, als geringste die braunschweiger, die den belgischen gleichgesetzt werden. Der Tabacksbau und die daran sich knüpfende Fabrica- tion hat in Deutschland einen bedeutenden Aufschwung genom- men, und seit etwa 10 Jahren hat sich auch der Export nach außereuropäischen Ländern rasch gehoben, so daß 1853 die Aus- fuhr deutscher Cigarren nach Amerika und Australien ein Capital von 1 Mill. Gulden repräsentierte. Der Hauptsitz der Tabacks- cultur ist die bayerische und badische Pfalz sammt dem angren- zenden Hessen. Im Jahre 1852 bestanden dort zusammen 43 Fabriken, mit 644 Arbeitern, welche über 12,000 Ctr. Rauch- und Schnupftaback und 30 Mill. Stück Cigarren verfertigten; letztere sind größtentheils exportiert worden. Rohe Tabacksblätter gehen ebenfalls in Menge von dort über See; wer die Lager- häuser der Londoner Docks besucht, findet immer große Massen Pfälzertabacks, welche zum Theil nach den Cigarrenfabriken Ame- rikas, Spaniens u. s. w. spediert werden. Nach Oesterreich gin- gen im Jahre 1852 aus der badischen Pfalz allein 15,000 Ctr. rohe Tabacksblätter ä 16 fl., 1853 aus der Pfalz überhaupt 45.000 Ctr. Oesterreichs Tabacksproduction selbst aber ist so be- deutend, daß 1846 die Ernte 753,000 Ctr. betrug, wovon 560.000 Ctr. auf Ungarn trafen. Unter der Leitung der k. k. Tabacksdirection — denn in Oesterreich ist, wie in Frankreich, der Taback Regie oder Monopol der Regierung — arbeiten ge- genwärtig 25 Fabriken mit mehr als 28,000 Arbeitern, von denen 21,000 mit der Fertigung von Cigarren beschäftigt sind; die Zahl der hergestellten Cigarren betrug im Jahre 1853 725% Mill. Stück, im Gewicht von 56,000 Ctr. und einem Verkaufswerth von 12% Mill. Gulden, der producierte Rauch- taback über 456,000 Ctr., im Werthe von fast 18 Mill. Gul- den. Die Production hatte sich seit 1850 beim Rauchtaback um 70 Procent, bei den Cigarren um 123 Procent gehoben, also innerhalb dreier Jahre mehr als verdoppelt. Von Weinen waren auf der allgemeinen deutschen Indu- strieausstellung in München nicht weniger als 339 Sorten aus- gestellt, deren richtige Würdigung der Prüfungs-Commission nicht wenig zu schaffen machte. Don einer Ausstellung der deutschen Biersorten in dieser Metropole aller biertrinkenden Städte ist uns nichts bekannt geworden. Unter den Maschinen nehmen jetzt die Locomotiven einen sehr bedeutenden Platz ein. Seit dem Jahre 1841, in welchem

3. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 158

1858 - Osnabrück : Rackhorst
158 durch Keßler in Karlsruhe (jetzt in Eßlingen bei Stuttgart) und Borsig in Berlin der Bau von Locomotiven in Deutschland in kräftigen Angriff genommen worden ist, sind deren bis 1854 etwa 1300 in deutschen und österreichischen Werkstätten herge- stellt worden. Die Eisenbahnstatistik für das Betriebsjahr 1852 weist nach, daß von den 1293 Locomotiven, die damals auf den deutschen Bahnen (außerhalb Oesterreichs) Dienst thaten, 839, also 2/3 der Gesammtzahl, deutschen Ursprungs waren, worunter 379 von Borsig, 145 von Keßler, 83 von Maffei; auch noch andere bedeutende Maschinenfabriken gibt es in Deutsch- land, z. B. die Egestorffsche in Hannover, von welcher 1854 wir schon die 126. Locomotive gesehen haben. Ausländische Locomo- tiven wurden neuerdings nur daun eingeführt, wenn sie als Probeexemplare für besondere Constructionen dienen sollten, odcr wenn die inländischen Fabriken dem gesteigerten Bedarf der Bah- nen nicht rasch genug entsprechen konnten. Bemerkenswerth ist der seit 20 Jahren gemachte Fortschritt in der Leistungsfähigkeit der Locomotiven. Es betrug das Gewicht der Locomotiven im Jahre 1840 — 7v2, im I. 1850 — 25 — 34 Tonnen; die größte durch eine Locomotive auf ebener Bahn geförderte Last 1840 — 50 Tonnen, 1850 — 1000 Tonnen. Die größte Geschwindigkeit der Personenzüge 1840 — 16, 1850 — 60 englische Meilen in der Stunde. Solche Fortschritte haben es möglich gemacht, Steigungen, welche früher Seilebenen erforderten, d. h. wo die Züge au einem Seil oder Drahtseil hinauf und hinunter gezogen wurden, z. B. zwischen Düsseldorf und Elberfeld, oder bei Herbesthal unweit Aachen, jetzt mit Locomotiven zu befahren und bei Bahncurven bis auf hundert Klafter Halbmesser herabzugehen. Das bedeu- tendste Resultat ist bis jetzt durch die Locomotiven nach dem System von Engerth in Wien erreicht; 16 nach diesem System construierte Maschinen sind für die Semmeringbahn theils in Eßlingen, theils in Seraing (Belgien) ausgeführt. Die Ausdehnung des deutschen Eisenbahnnetzes hat auf das Gedeihen der Maschinenwerkstätten sehr belebend eingewirkt. Das Etablissement Maffei's z. B., 1841 noch ein kleines Ham- merwerk, ist jetzt im Stande wöchentlich eine Locomotive abzu- liefern. Das Etablissement von Klett und Comp. (Kramer-Klett) in Nürnberg hatte 1849 bloß 120 Arbeiter, jetzt ist Raum für 1800 Arbeiter vorhanden, die Fabrik hat 86 Schmiedefeuer und 6 Dampfmaschinen im Gange. Diese Fabrik lieferte die Müu-

4. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 163

1858 - Osnabrück : Rackhorst
163 weise Fichtenholz) erstreckt sich über ganz Europa. In Berchtes- gaden werden jährlich für 30,000 fl. Schachteln und für 20,000 fl. Küfer-, Schnitz- und Drechslerarbeiten gefertigt, in Oberammer- gau an Feinschnitzereien eine Summe von 25 bis 30,000 fl. jährlich verdient. Auch in Tyrol wird Holzschnitzerei betrieben; besonders ist das Thal Gröden (italienisch Gardena), welches auch seine ganz eigenthümliche Sprache hat, durch Bildschnitzerei berühmt, deren jährlicher Reingewinn auf 25,000 fl. angeschla- gen wird. Vor nicht langer Zeit noch waren die Ausdrücke »Schwe- felholzmacher" und „Schwefelkrämer" sprüchwörtliche Bezeichnung für den Proletarier der Gewerbs- und Handelswelt; heutzutage sehen wir die Chemie und Mechanik eifrig bemüht im Dienst der Zündholzfabrication, ja diese Industrie nimmt den ersten Rang ein unter den aus Holz gefertigten Artikeln. Sie tritt in Deutsch- land mit Productionsquantitäten auf, die nur in den riesigen Verhältnissen Englands ihres Gleichen finden. Eine Zündholz- fabrik, welche täglich 5 Millionen Stück fertigt, kann sich eben nur eine der Mittlern nennen. Das Zündwarengeschäft von Pvl- lack in Wien beschäftigt gegen 2800 Menschen; Deiz und Comp, in Andreasberg (auf dem hannoverschen Harz) produciert in drei Fabriken täglich 7—8 Mill. Zündhölzer, 1 —1]/2 Mill. Zünd- kerzen, 15 — 20,000 Stück gedrehter Holzbüchsen (auf 200 Dreh- bänken) und 60 bis 70,000 Spanschachteln; Preschel in Wien, Füsch in Schüttenhofen (Oesterreich) haben jeder 1000 Arbeiter, und letzterer verarbeitet für Zündrequisite jährlich 3000 Klafter Holz. Die von einer einzigen dieser großen Fabriken in einem Jahr gefertigten Zündhölzer würden an einander gereiht, die Erdkugel viermal umschlingen! Wer consumiert alle diese Zünd- hölzchen? — Sie finden alle Absatz und lehren, daß das Feld der Industrie keine Grenzen hat, so lange der menschliche Erfiu- dungsgeist nicht an seiner Grenze angelangt ist, welche jeder Tag weiter und weiter hinausrückt. Papier. Die Zahl der Papierfabriken, noch mehr aber die Productionsfähigkeit der einzelnen ist gestiegen; mehre der in München vertreten gewesenen, fertigen täglich 30 bis 36 Ctr. Der vermehrte Papierverbrauch weist mehr und mehr auf die Verwendung von passenden Lumpensurrogaten hin. Der bedeu- tendste Fortschritt hierin ist durch Völter in Heidenheim (Würt- temberg) gemacht, dessen Fabrik nur solche Papiere ausgestellt hatte, welche aus Holz oder Stroh mit oder ohne Lumpenzusatz gefertigt worden sind. Völter verarbeitet jetzt jährlich gegen 11*

5. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 165

1858 - Osnabrück : Rackhorst
165 in Wien abgeschlossenen Vertrag zur Anbahnung eines sämmtliche deutsche Bundesstaaten umfassenden gemeinsamen Zollsystems, welches mit dem Beginn des Jahres 1854 zugleich mit der Ausdehnung des Zollvereins an die Küste der Nordsee ins Le- den trat. Allgemeine Bestimmungen des Zollvereins sind: Frei- heit des iunern Verkehrs mit Aufhebung aller Binnenzölle, Zu- lassung ausländischer Erzeugnisse gegen einen mäßigen Schutzzoll, Erleichterung ihrer Einfuhr durch Handelsverträge mit Zugrunde- legung der Gegenseitigkeit, Erhebung der Zölle an der äußersten Grenze des Zollvereinsgebietes, Vertheilung des Zollertrages auf die Zollvereinsstaaten nach Maßgabe ihrer Volkszahl. Gegen- wärtig wird über weitere Zollerleichterungen und Aufhebung ver- schiedener Zölle zwischen Oesterreich und den Zollvereinsstaaten unterhandelt. Es steht zu hoffen, daß Deutschland durch immer größere Einigung, insbesondere durch einiges Handeln seiner beiden mäch- tigsten Staaten dem Auslande gegenüber sich endlich jenen wohl- thuenden Respect erzwinge, der allein die Ehre und Würde einer Nation vertritt und hebt. Schon jetzt ist der Zollverein eine be- deutende Macht und von etwa 42 ^ Mill. Bewohnern Deutsch- lands gehören nach der Zählung vom 3. December 1855 nicht weniger als 32,721,094 zum deutschen Zollverein. Nur wenige Staaten, Oesterreich, die beiden Mecklenburg, die drei Hansestädte Bremen, Hamburg, Lübeck, und das unter dänischer Herrschaft stehende Holstein sind demselben noch nicht beigetreten. Was die Bevölkerungsverhältnisse im Zollverein betrifft, so ist Sachsen (mit 2,039,176 E. oder 7500 auf die d>M.) am dichtesten bevölkert, Oldenburg mit 2329 auf die lii>M. am we- nigsten, darauf am wenigsten Hannover mit Schaumburg-Lippe (1,841,317 E. oder 2610 auf die mm.), dann aufsteigend kommt Bayern, Braunschweig, Preußen, Kurhessen, Luxemburg, Thüringen, Württemberg, Baden, Nassau, Großherzogthum Hessen, Sachsen. — Bei der Zählung von 1855 hatte die bedeutendste Zunahme im Verhältniß zu seiner Bevölkerung Sachsen, dann Preußen; Hannover hatte nur 385 mehr als 1852. Vermin- dert hatte sich die Bevölkerung in Bayern um 18,017, in Württemberg um 63,543, in Baden um 41,838, in den beiden Hessen je um mehr als 17,000, um ein unbedeutendes auch in Braunschweig und Nassau. Während in den frühern Zählungen, wie sie im Zollverein alle 3 Jahre statt finden, die Steigerung durchschnittlich 3 Procent betrug, war die Bevölkerung 1855 nicht

6. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 297

1858 - Osnabrück : Rackhorst
297 buswagen allein machen täglich 7400 Reisen durch die Altstadt. Man rechne nun die übrigen Wagen jeder Art und Größe dazu! Einen fernem Maßstab der Bewegung in dieser geräusch- vollen Hauptstadt, wo jeder nur an sein Geschäft („business“) denkt und wo für so viele Tausende jeder Tag ein beständig erneuerter Kampf um das Dasein (a 8tru^l6 for life) ist, ge- den die verschiedenen Bahnhöfe innerhalb und außerhalb derselben: am Bahnhof (terminus) von London-Bridge, von wo die Eisen- bahn nach Greenwich, Brighton und Dover führt, stieg die Zahl der Reisenden im I. 1854 auf 10,845,000; an der südwestlichen Station (nach Portsmouth, Southampton k.) auf 3,308,000, in Shoreditch d. h. am östlichen Bahnhof auf 2,143,000; in Euston- Square (nordwestlich) auf 970,000; in Paddington (westlich) 1,400,000; in Kingscroß (nördlich) 711,000 und in Fenchurch- street, von wo die Bahn nach den Docks und nach Blackwall ausläuft, auf nicht weniger als 8,144,000 Personen. Wir geben zum Schluß noch den Jahresbericht von 1856 über die Bevölkerung und den Gesundheitszustand der brittischen Hauptstadt, aus welchem bervorgeht, daß das Hauptübel des Stadtlebens, nämlich die Erzeugung einer kurzlebenden und ge- schwächten Bevölkerung, durch eine zweckmäßige Gesundheitspolizei sich sehr wohl vermeiden lasse. Die Bevölkerung Londons betrug um die Mitte von 1856 2,516,248 Einwohner und wird gegen Ende des Jahres etwa 60,000 mehr, als am Schluß des vor- hergehenden gezählt haben. Todesfälle waren verhältnißmäßig geringer an Zahl, als in jedem andern Jahr, mit Ausnahme von 1852; die Geburten (86.833) überstiegen die Todesfälle (56,786) um 30,047; wie es in jedem Jahre unwandelbar der Fall ist, wurden mehr Kinder männlichen, als weiblichen Ge- schlechts geboren, während die weibliche Bevölkerung (durch Ein- wanderung vom Lande) um 165,000 die männliche überstieg. Zehn Jahre lang kamen 25 Todesfälle auf 1000 Einwohner; 1856 war das Berhältniß auf 22 zu 1000 herabgesunken. In den nördlichen und westlichen Theilen der Stadt betrug die Sterblichkeit 21, in den östlichen 23; auch in letztern hat sich das Berhältniß gebepert. Ansteckende Krankheiten, wie Pocken und Scharlachfieber, haben abgenommen. Aus allem dem erhellt, daß London trotz seines schlechten Wassers, des Rauches und der Unmäßigkeit seiner Bewohner in Bezug auf die Gesundheit der- selben noch immer gut gestellt ist. Ein Grund mag in der Breite

7. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 384

1858 - Osnabrück : Rackhorst
384 Noch jetzt sind bedeutende Ueberreste maurischen Erfindungsgeistes und Fleißes vorhanden, vor allem die huerta (hortus), der Gar- ten von Valencia, auch wohl das spanische Paradies genannt. Diese Huerta ist ein weites von Tausenden von Wassergräben durchschnittenes Feld, welches mit Weizen, Gerste und Reis an- gepflanzt ist, und aus dem zahllose Oel- und Maulbeerbäume hervorragen. Diese Wasser, welche jedes Feld abwechselnd tränken, geben der Frucht jenes immer frisch-duftige Grün, welches dem Auge so wohlthuend ist. Der Wohlstand Valencias, Murcias, Granadas, kurz des ganzen spanischen Südosten beruht lediglich auf dieser maurischen Einrichtung, ohne welche das Land gerade so dürr und unfruchtbar daliegen würde, wie so manche andere Gegend, wohin die Araber entweder nicht kamen, oder wo ihr Aufenthalt zu kurz war, um ähnliche Einrichtungen zu treffen. — Was im Alterthum die Phönizier und Carthager veran- lagte, nach Spanien Colonien zu senden, wie Gadcs (Cadix) und Neucarthago (Carthagena), war der Reichthum an Silber, das man im Handel nach Indien gegen das wohlfeile Gold umsetzte. Wenn auch die Erze nicht mehr, wie zu den Zeiten Diodors von Sicilien, vom Boden aufgelesen werden, so find die Gruben doch zahlreicher, als irgendwo anders. Das Land ist reich an Salinen (Quell-, Stein- und Meersaiz), an Kupfer- und Queck- silbergruben; die Quecksilbergruben von Almaden in der Mancha sind die reichsten in Europa. Werthvoller noch sind die Kohlen- minen (in Asturien sind die Gruben schon länger im Betrieb und in verschiedenen Gegenden sind reiche Steinkohlenflötze ge- funden) und der Reichthum an Eisenerzen. Nur ist zu beklagen, daß die Gruben, mit wenigen Ausnahmen, nur kunstlose Aus- höhlungen sind, und der eigentlich bergmännische Betrieb fehlt. — Doch alle Bodenreichthümer bleiben versunkene Schätze, wo die Mittel zur Aneignung fehlen. Nun aber hat in Spanien die Natur schlecht für den Verkehr gesorgt, ja vom Norden nach dem Süden hat sie beinahe jeden Verkehr versagt. Die Küste im Norden trennt der Kamm der Pyrenäen; parallel mit diesen laufen dann 4 Gebirgszüge mit 4 Thälern und 4 Flußgebieten, abgesondert von diesen liegt wieder das Thal des Ebro und wie in einem Kranz von Gebirgen das Königreich (jetzt Provinz) Murcia. Wollte nun jemand quer durchs Land von Santander nach Malaga reisen, so müßte er 5 Gebirge übersteigen. Zwar ist das Land rings vom Meere umgeben, und tief hinein reichen große Flüsse; aber diese Flüsse sind nur eine kurze Strecke schiff- bar, der Guadalquivir nur, wie ehemals zu den Römerzeiten,

8. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 206

1858 - Osnabrück : Rackhorst
206 Glanze und aller Freiheit zu entwickeln. Nicht weniger hat das religiöse Element, das damals alle bürgerlichen Verhältnisse innig durchdrang, zur Förderung jenes regen Strebens beige- tragen. Durch diese allgemeine Theilnahme und das innige Ver- wachsensein mit allen Verhältnissen des Lebens war die Kunst im Stande, eine solche Fülle vorzüglicher Werke in den Mauern der Stadt zu schaffen, daß, als in spätern Jahrhunderten das Schönheitsgefühl allmählich erstarb und zuletzt die beklagenswerthe Periode der Zopfzeit eintrat, die Masse des vorhandenen Guten groß genug war, um die Mißgeburten einer kranken, durch fremde Einflüsse beherrschten Zeit in Nürnberg nur in geringerm Grade aufkommen zu lassen, als in den meisten deutschen Städten. Und als am Ende des verflossenen und im Anfänge dieses Jahr- hunderts von neuem ein allgemeiner und reger Sinn für die Erforschung und Erhaltung der vaterländischen Kunstdenkmale er- wachte, war es Nürnberg wieder vor vielen andern Städten, das es mit Eifer unternahm, seine herrlichen Besitztbümcr von den Spuren fremdartigen Einflusses zu säubern und in ihrem frühern Glanze verjüngt erstehen zu lassen. Aber auch jetzt noch wurzelt im Herzen der Einwohner jene Liebe zur Kunst und ihren Erzeugnissen, jener warme Trieb für Erhaltung der vorhandenen Werke, so wie für allmähliche Ge- staltung einer neuen glücklichen Kunstperiode in den Mauern der Stadt. Hierzu tragen, außer manchen Privatbestrebungen zwei öffentliche Anstalten vorzüglich bei. Zuerst und vor allem ist das „Germanische National- museum" hervorzuheben. Freiherr von Aufseß, der Gründer die- ser Anstalt, die schon jetzt, erst wenige Jahre nach ihrer Entste- hung, sich durch alle deutschen Lande der lebendigsten Theilnahme und Mitwirkung zu erfreuen hat, ging von dem Grundgedanken aus, daß ein wahrhaft nationales Streben in den verschiedensten Zweigen unserer Literatur und Kunst erst dann wieder vollstän- dig erstehen und für Gegenwart und Zukunft ersprießliche Früchte tragen könne, wenn dasselbe in der gründlichen und umfassenden Kenntniß der Vergangenheit einen sichern Stützpunkt gefunden habe. Daher wurde die Lösung der großen Aufgabe in Angriff genommen, alles, was an deutschen Schrift- und Kunstdenkmalen, seit den frühesten Epochen, weit und breit zerstreut, bisher dem Untergange trotzte, theils in Originalen, theils, wo diese nicht zu erlangen waren, in vorzüglichen Copien zu einer großen Sammlung zusammenzustellen, und diese, nach den verschiedenen

9. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 241

1858 - Osnabrück : Rackhorst
241 c. Bielefeld und der Ravensberg. Das freundliche Bielefeld ist sämmtlichen deutschen Haus- frauen bekannt und interessant durch seine Leinwand. Die Stadt liegt sehr hübsch zwischen die Hügel des Teutoburgerwaldes ge- setzt, da, wo ein kleines Gewässer, die Lutter, den Gebirgszug durchbricht, oder besser gesagt, durchschlängelt. Dem Paß, welchen die Lutter hier durch den Teutoburgerwald gebildet hat, ist denn auch die alte Heerstraße aus dem innern Westfalen nach der Weser und nach Niedersachsen gefolgt und derselbe Weg war für die Eisenbahn vorgezeichnet. Bevor man Bielefeld erreicht, fällt dem Wanderer die unübersehbare Zahl kleiner Häuser mit rothen Ziegeldächern auf, welche über die fleißig angebaute Gegend zer- streut sind. In diesen Häusern wohnt das Geschlecht der rastlos arbeitenden Spinner und Weber, welche die Welt mit einem Theil des berühmten Leinens versehen, obwohl der größere Theil der Gewebe aus weiterer oder näherer Entfernung zu den Biele- felder Bleichen herbeigebracht wird, um dann von hier aus, nachdem sie auf der Legge oder Prüfungsanstalt gestempelt sind, in die Welt zu wandern. Das weiche, zum Bleichen besonders günstige Wasser der Lutter hat zum Aufkommen dieser Industrie viel beigetragcn. Die Hauptveranlassung dazu ist aber in der Ansiedelung der Niederländer zu suchen, die während des Druckes der spanischen Herrschaft ihr Vaterland verließen, um ihren Kunst- sleiß fremden Gegenden zu bringen. Doch reichen Flachsbau, Ge- webe und Garnhandel Bielefelds freilich urkundlich bis m das 13. Jahrhundert hinauf. Lange war die Industrie in schwung- haftem Betrieb, in dem letzten Vierteljahrhundert hat sie jedoch einen bedeutenden Stoß erlitten. In Amerika, welches einen be- deutenden Markt bot, ist Bielefelder Leinen durch irische Leinwand sehr beeinträchtigt worden: das Maschinengarn begann das Hand- gespinnst zu verdrängen. Die ganze Spinnerbevölkerung ging einer traurigen Lage entgegen, ja befand sich schon darin, bis in neuester Zeit die Aussicht auf Beschäftigung in großen indu- striellen Unternehmungen sich geboten hat. Denn Bielefeld ist der erste Punkt, an welchem jener Industriealismus beginnt, der in allerncuester Zeit, in mitunter riesenhaften Verhältnissen auf- tretend, den Landstrich vom Teutoburger Wald bis zum Rhein in Beschlag genommen hat. Großartige Projecte sind auch hier in der Ausführung begriffen. Zwei Vereine, die „Ravensbergische Spinnerei" und „Vorwärts, Gesellschaft für Flachsspinnerei und 16

10. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 213

1858 - Osnabrück : Rackhorst
213 Reichthum und Geschmack nicht selten über eine Königsküche stellen, so haben wir nicht etwa die eigne Meinung ausgespro- chen, sondern nur das Urtheil competenter Autoritäten wieder- holt. Neben diesem Luxus findet aber in Wildbad jede Ranges- und jede Vermögensstufe ihre Stellung und ihre Rechnung. Nach F a l l m e r a y c r'). 18. Reise durch das südwestliche Deutschland. Eine Eisenbahn- und Dampfschifffahrt. a) Von München nach Heilbronn. In München bestei- gen wir den Courier-Zug (in England express train, in Frank- reich eonvei äs vitssse genannt), wir halten also nicht bei jedem kleinen Nest, das sich am Wege findet; selbst das alte stattliche Augsburg können wir heute nicht näher besichtigen (vgl. jedoch oben S. 200); denn schon eilen wir weiter auf der Linie nach Ulm, auf welcher, die kurze Strecke des Günzthals ausgenommen, die Landschaft trostlos einförmig ist. Einen flüchtigen Blick werfen wir hinüber nach Elchingen, wo Ney sich den Herzogshut errang und fast unmittelbar nachher sind wir in Neu-Ulm inmitten der riesigen Werke, die auf dem bayerischen (rechten) Donauufer der deutschen Bundesfestung errichtet sind, und einen Augenblick später haben wir, gegenüber dem ehrwürdigen gothischen Münster, dessen herrlicher Bau die alte freie Reichsstadt überragt, die hier schiffbar werdende Donau überschritten und befinden uns in Ulm, im Königreich Württemberg. Wir vertauschen die schön und bequem gepolsterten bayerischen Wagen gegen die zimmer- « ähnlich (mit durchbrochenen Sitzen) eingerichteten württembergischen, ursprünglich amerikanischen Wagen, die auch auf einigen öster- reichischen Bahnen eingeführt sind. In diesen mehr sparsam als geschmackvoll decorierten Transportmitteln'fahren wir mit einer Schnelligkeit, die man am andern Donauufer im gemüthlichen Altbayern, wie auch in Oesterreich, wo man glücklicher Weise noch Zeit hat, als halsbrecherisch bezeichnen würde. Sobald wir die Höhe der Alb (oder rauhen Alp), die Wasserscheide zwischen Donau und Neckar, die Grenze zugleich zwischen Bier und Wein, erreicht haben, eilen wir der Hauptstadt des Landes zu; von Geißlingen, wo einige Dutzend alter Weiber den unglücklichen Reisenden Ellen in Form einer Kaffeemühle und andere aus Holz oder Knochen gedrechselte Erzeugnisse des einheimischen *) Allgem. Zeitung von 1856 Jvo. 188.
   bis 10 von 17 weiter»  »»
17 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 17 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 0
3 2
4 2
5 1
6 2
7 0
8 1
9 0
10 1
11 0
12 0
13 1
14 0
15 1
16 0
17 0
18 2
19 3
20 0
21 1
22 1
23 0
24 0
25 2
26 2
27 0
28 0
29 5
30 0
31 0
32 0
33 1
34 0
35 1
36 0
37 1
38 1
39 5
40 0
41 1
42 0
43 0
44 0
45 2
46 0
47 2
48 0
49 2

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 1
1 0
2 0
3 1
4 7
5 0
6 2
7 0
8 1
9 0
10 0
11 0
12 4
13 1
14 0
15 0
16 2
17 2
18 0
19 0
20 0
21 2
22 0
23 0
24 0
25 0
26 0
27 0
28 2
29 0
30 0
31 0
32 0
33 1
34 0
35 0
36 5
37 0
38 3
39 2
40 5
41 0
42 1
43 3
44 2
45 1
46 1
47 0
48 0
49 0
50 0
51 0
52 0
53 0
54 0
55 0
56 0
57 2
58 0
59 0
60 3
61 3
62 1
63 0
64 1
65 0
66 0
67 0
68 0
69 1
70 1
71 0
72 5
73 1
74 0
75 0
76 2
77 2
78 0
79 1
80 0
81 0
82 0
83 0
84 0
85 0
86 0
87 0
88 0
89 0
90 0
91 3
92 6
93 0
94 1
95 1
96 0
97 0
98 0
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 91
1 21
2 3
3 18
4 2
5 12
6 119
7 6
8 1
9 5
10 13
11 32
12 73
13 40
14 36
15 0
16 2
17 0
18 4
19 11
20 12
21 4
22 1
23 2
24 79
25 85
26 1
27 1
28 39
29 9
30 4
31 6
32 56
33 19
34 65
35 8
36 17
37 0
38 103
39 30
40 12
41 1
42 30
43 34
44 10
45 10
46 23
47 33
48 10
49 1
50 17
51 39
52 17
53 19
54 6
55 5
56 2
57 4
58 4
59 27
60 6
61 14
62 9
63 2
64 3
65 9
66 15
67 3
68 1
69 0
70 11
71 6
72 20
73 4
74 8
75 18
76 16
77 8
78 58
79 0
80 5
81 141
82 18
83 67
84 29
85 1
86 33
87 14
88 1
89 44
90 23
91 12
92 0
93 7
94 12
95 65
96 7
97 7
98 7
99 17
100 15
101 16
102 27
103 7
104 18
105 13
106 12
107 24
108 6
109 51
110 30
111 6
112 6
113 21
114 22
115 6
116 0
117 6
118 0
119 60
120 1
121 12
122 42
123 15
124 67
125 32
126 19
127 53
128 0
129 54
130 6
131 80
132 2
133 60
134 16
135 7
136 65
137 27
138 7
139 14
140 4
141 4
142 88
143 11
144 10
145 17
146 0
147 6
148 6
149 2
150 5
151 6
152 40
153 10
154 11
155 19
156 6
157 8
158 2
159 30
160 36
161 5
162 0
163 0
164 24
165 8
166 16
167 6
168 11
169 7
170 6
171 6
172 11
173 42
174 9
175 120
176 12
177 22
178 15
179 7
180 20
181 0
182 22
183 60
184 23
185 5
186 9
187 6
188 32
189 2
190 0
191 2
192 5
193 48
194 5
195 31
196 17
197 4
198 2
199 28